Ob in Krankenhäusern, Kreativunternehmen oder Städten - organisationales Handeln und Entscheiden ist stets von einer tiefgreifenden Ambivalenz geprägt: Einerseits werden spezifische Annahmen und Orientierungsgrössen zur Norm erklärt und somit die Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit einer Vielzahl von Akteuren sichergestellt. Andererseits müssen solche Annahmen und Orientierungsgrössen periodisch kritisch reflektiert werden, damit organisationale Praktiken erneuert und auf eine sich ständig verändernde Umwelt angepasst werden können.
Die Karten (Detailansicht siehe Pdf-Dokumente rechte Spalte) präsentieren die am Forschungsverbund beteiligten Projekte in Bezug auf relevante theoretische Konzepte (Karte 1), verwendete Methoden (Karte 2) sowie empirische Kontexte (Karte 3). Die Projekttitel der Legende (in den Pdf-Dokumenten) verlinken auf die Homepages der einzelnen Forschungsprojekte bzw. Mitglieder des Verbundes.

Karte 1: Theoretische Konzepte
Ausgehend von einer prozess- und praxisorientierten Sicht des Organisierens befasst sich der Forschungsverbund mit der Frage, wie in organisationalen Praktiken mit der Ambivalenz zwischen Stabilität und Veränderung umgegangen werden kann. Dabei werden insbesondere die materiellen, räumlichen, körperlichen und affektiven Dimensionen organisationaler Prozesse in den Blick genommen und ihre Implikationen für die (De-)Stabilisierung von Organisationsformen erforscht. Die untersuchten Prozesse werden als über die einzelne Organisation hinausreichende Ordnungsmuster (Inszenierungen, Systeme, Diskurse oder Netzwerke) verstanden, die sich im Handeln und Entscheiden einzelner Akteure und Organisationen aktualisieren. Da die Reflexion dieser Prozesse nicht harmlos, sondern stets mit einem Kritikpotential und mit fragilen Machtprozessen verbunden ist, spielen Konzepte wie Strategie, Gouvernementalität sowie Widerstand eine wichtige Rolle in der Forschung des Verbunds.
Zusammenfassend interessieren folgende Fragen einer reflexiven Praxis:
o Wie schaffen es Organisationen und soziale Communities immer wieder neu, Handlungs-, Entscheidungs- und Reflexionsfähigkeit herzustellen?
o Auf welchen Voraussetzungen baut diese Kompetenz auf?
o Wie sehen die entsprechenden Praktiken aus?
o Was ist dabei die Rolle von Materialisierungen, Körpern und Affekten?
Karte 2: Methodisches Vorgehen
Methodisch liegt der Schwerpunkt des Forschungsverbundes auf Verfahren der qualitativen Sozialforschung. Forschungsmethoden werden als Praktiken des In-Verbindung-Setzens vielfältiger Akteure verstanden und bestehen in diesem Sinne in Form von heterogenen Assemblagen. Methoden sind somit Bestandteil jener organisationalen Wirklichkeiten beteiligt, die sie beschreiben. Forschungsprozesse können daher einerseits eine Reflexion organisationaler Praktiken ermöglichen, andererseits erfordern sie selbst einer kritische Reflexion ihrer eigenen Bedingtheit sowie ihrer Effekte auf die untersuchten Prozesse.
Neben Interviews zählt vor allem die teilnehmende Beobachtung unter Einbezug audio-visueller Verfahren zu den wesentlichen Erhebungsmethoden. Im Analyseprozess kommen Konzepte und Verfahren der Kritischen Diskursanalyse sowie visuelle Analyseverfahren (Mapping, Montage, Videoanalyse) zur Anwendung.
Karte 3: Empirische Kontexte
Empirisch verorten sich die am Verbund beteiligten Projekte in einer Vielfalt unterschiedlicher organisationaler Kontexte. Die Projekte lassen sich übergreifenden Typologien zuordnen und erlauben somit Querbezüge herzustellen und Vergleiche zu ziehen.
Aus einer anwendungsorientierten Sicht zielt der Forschungsverbund auf eine Verbesserung der organisationalen Reflexionsfähigkeit, damit die in jedem Fall notwendige Reduktion von Komplexität nicht nur Handlungskompetenz schafft, sondern damit die gelebten und ausser Streit gestellten Voraussetzungen organisationalen Handelns immer wieder kritisch in den Blick genommen und weiterentwickelt werden können.